Auf zu neuen Ufern: Erzählungen von einer luxuriösen Zukunft

von Stefan Kosak

Zum Ende des Jahres stellt sich neben der Hektik rund um die Feiertage immer auch eine gewisse Aufbruchsstimmung ein. Die Ereignisse des vergangenen Jahres werden nochmals rekapituliert, wobei hieraus oftmals neue Zielsetzungen und Vorhaben erwachsen. Der wiederkehrende sprunghafte Anstieg der Anmeldungen in Fitnesscentern zu Jahresbeginn steht sinnbildlich für den Hang zu guten Neujahrsvorsätzen. Auch beruflich werden häufig Veränderungen oder Weiterentwicklungen angestrebt – sei es in Form eines neuen Jobs oder in Gestalt von ehrgeizigen Businessplänen.

Wenn es um neue Pläne und Zielsetzungen geht, werden üblicherweise zunächst die grundlegenden Fakten und Zusammenhänge in den Blick genommen. Dies ist nur allzu verständlich, denn diese geben die Richtung für die angestrebten Entwicklungen vor. In diesem Sinne gilt es etwa zu ergründen, wie sich die Herausforderungen des vergangenen Geschäftsjahres im Detail darstellen und welche Maßnahmen geeignet sind, diesen in Zukunft begegnen zu können. Die entsprechende Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Erkenntnissen, Geschäftszahlen oder den eigenen beruflichen Vorstellungen mag mitunter mühsam sein, ist jedoch unbedingt notwendig, wenn die angestrebten Veränderungen gelingen sollen.

Das ist jedoch noch nicht alles, denn neben detaillierten Kenntnissen der Faktenlage bedarf es einer weiteren Komponente für einen erfolgreichen Veränderungsprozess. Diese Komponente besteht darin, all die Fakten, Maßnahmen und technischen Details in Erzählungen einzubetten, welche die zukünftigen Entwicklungen anhand von konkreten Beispielen veranschaulichen. Dieser Aspekt sollte keinesfalls vernachlässigt werden, da gemäß der Auffassung des Soziologen Harald Welzer gerade anschauliche Beispiele dazu beitragen, Vorbehalte gegenüber abstrakten Zukunftsplänen abzubauen und somit zum Handeln motivieren. Damit ist klar, dass konkrete Zukunftsvorstellungen die persönlichen Bestrebungen bereichern können. Von besonderer Bedeutung sind diese jedoch gerade dann, wenn es darauf ankommt, andere von den eigenen Vorstellungen und Zielsetzungen zu überzeugen. Denn es gilt die einfache Regel: Zukunftspläne, die attraktiv erscheinen, werden umso mehr Unterstützung finden.

Im Zusammenhang mit dem Entwurf von attraktiven Zukunftsvorstellungen gilt es einen weiteren Aspekt zu berücksichtigen. Fraglos sind erfolgreiche Veränderungsprozesse auf die Etablierung von Maßnahmen, Richtlinien und Rahmensetzungen angewiesen. Demgegenüber sollte jedoch nicht übersehen werden, dass eine allzu restriktive Umsetzung von Plänen nur allzu leicht Hemmungen bei den beteiligten Personen hervorrufen kann, da sich diese zunehmend als Ausführungsgehilfen von rationalen Handlungsvorschriften verstehen. Der Philosoph Lambert Wiesing plädiert folglich dafür, Möglichkeiten zur gelegentlichen Übertretung von vernünftigen Handlungsweisen in Betracht zu ziehen. Ein solches Handeln entgegen des üblichen Effizienzdenkens liegt etwa dann vor, wenn Musik aufwendig mit einem Plattenspieler abgespielt wird, anstatt hierfür die gängigen Streamingportale zu nutzen. Nach Wiesing lässt sich dies als Luxuserfahrung begreifen, da hier ein übertriebener Aufwand für etwas betrieben wird, was sich auch auf leichterem Wege bewerkstelligen ließe.

Abschließend lässt sich somit feststellen: Wenn die angestrebten Zukunftspläne mit solchen Momenten von Luxus verbunden werden, erscheinen diese umso attraktiver.

Ein Kommentar zu “Auf zu neuen Ufern: Erzählungen von einer luxuriösen Zukunft”

  1. Brigitte Kaiser - Avatar Brigitte Kaiser sagt:

    wunderbar geschrieben Stefan, in diesem Sinne wünsche ich uns allen eine attraktive Zukunftgestaltung mit der nötigen “ Luxuserfahrung “
    Schöne Feiertage und einen gelungenen Start in ein gesundes 2020
    Brigitte

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert